Alle Menschen haben ein Recht auf verständliche Gesundheitsinformationen. In der Schweiz und in Deutschland haben etwa ein Drittel aller Erwachsenen Mühe, komplexe Texte zu lesen und zu verstehen. In Gesundheitsförderung und Prävention wird jedoch oft zu wenig auf die Verständlichkeit der Inhalte geachtet, sodass leseungewohnte Menschen weniger leicht einen Zugang zu den Informationen finden. Auch für Migrantinnen und Migranten mit wenig Kenntnissen der Landessprache(n) kann dies ein Problem darstellen, denn Informationsmaterialien können nicht immer in alle Migrationssprachen übersetzt werden. Im Interview erklärt Cornelia Kabus, wie einfache Sprache das Verständnis von Gesundheitsinformationen verbessern kann und worauf Fachpersonen beim Erstellen von Informationsmaterialien achten sollten.
Aufgrund der Digitalisierung stehen immer mehr Informationen in schriftlicher Form zur Verfügung. Dies erschwert für viele Menschen das Verständnis, da Hilfsmittel wie beispielsweise Gestik, Mimik, Betonung, Satzmelodie oder die Möglichkeit nachzufragen wegfallen. Zudem wird im Alltag meist Dialekt gesprochen. Das Lesen von Schriftsprache kann für leseungewohnte Menschen fast wie eine Fremdsprache empfunden werden. Deutsch ist eine sehr komplexe Sprache, die zunehmend schwieriger wird durch die verbreitete Verwendung von Fachsprache. Und in Bezug auf Menschen mit Migrationshintergrund: hier können Gesundheitsinformationen nicht immer in alle Migrationssprachen übersetzt werden. Ausserdem gibt es in dieser Bevölkerungsgruppe Menschen, die erst hier in der Schweiz lesen und schreiben lernen. Das Übersetzen in Migrationssprachen ist kostenintensiv und nicht immer zielführend, wenn die Personen in ihrer Herkunftssprache die Fachsprache auch nicht verstehen. Wenn Gesundheitsinformationen in einfacher Sprache zur Verfügung stehen, werden sie von leseungewohnten Zielgruppen besser verstanden. Dies wiederum fördert das Vertrauen in die Fachpersonen, die diese Materialien abgeben. Werden die Informationen oder Gesundheitsempfehlungen besser verstanden, werden sie von der Zielgruppe auch eher umgesetzt. Informationen in einfacher Sprache zur Verfügung zu stellen, verbessert die Gesundheitskompetenz dieser Zielgruppen in Bezug auf das Verständnis und die Umsetzung von Gesundheitsinformationen.
Oft bestehen Fachpersonen darauf, dass Informationen eins zu eins übersetzt werden sollen. Dabei ist es wichtig zu verstehen, dass es nicht um Korrektheit geht, sondern um Verständnis. Da könnten sich viele Fachpersonen noch verbessern. Oft werden Patientinnen und Patienten durch verständliche Erklärungen unnötige Sorgen genommen. Wenn diese ihre Befunde verstehen, halten sich eher an ihre Therapie und sind insgesamt gesundheitsbewusster. Wir wissen, dass gute, verständliche Informationen langfristig zu einer größeren Gesundheitskompetenz und in der Folge auch zu besserer Gesundheit beitragen.
Hierzu ein paar einfache Tipps, die beim Schreiben beachtet werden können:
- Aus Sicht der Lesenden denken.
- Verständnis und Antworten auf wichtige Fragen/Aspekte sind wichtig, nicht fachliche Details.
- Es genügt nicht, medizinische Fachausdrücke zu verwenden oder zu übersetzen. Wichtig ist eine Erklärung, was dabei im Körper passiert.
- Nicht nur Fachsprache, auch Wörter aus der Bildungssprache möglichst vermeiden.
- Wenn schwierige Wörter nicht vermieden werden können, dann ist es wichtig, sie zu erklären.
- Vertiefte Sprachkenntnis ist wichtig. In einfacher Sprache zu schreiben, ist schwierig.
- Genügend Zeit einberechnen. Einfach schreiben ist aufwändig und brauch viel Know-How.